Alles was Sie über Vatikan wissen müssen
Vatikan - Informationen
Vatikanstadt
Der Vatikanstaat ist eine Enklave in der italienischen Hauptstadt Rom. Weniger als 1000 Menschen haben die Staatsangehörigkeit dieses Landes. Das Staatsoberhaupt – der Papst – wird nach einem über 1000-jährigen Ritus auf Lebenszeit gewählt, der Staat jedoch existiert erst seit 1929.
Wegen seiner Besonderheiten ist der Vatikan jährlich das Ziel von Abertausenden von Touristen. Oft sind es katholische Christen, die den zentralen Ort ihres Glaubens besuchen, es sind aber auch andere Pilger auf dem Weg zu den Stätten der frühen Christenheit, oder aber Kunstliebhaber, die die Schätze in den Museen des Zwergstaates bewundern möchten.
? Steckbrief
| Flagge | Flagge der Vatikanstadt |
|---|---|
| Hauptstadt | Vatikanstadt |
| Staatsform | Kirchenstaat, absolute Wahlmonarchie |
| Währung | Euro |
| Fläche | 0,44 km² |
| Bevölkerung | 842 (Juli 2014) |
| Amtssprache | Italienisch, Latein |
| Religion | römisch-katholisch 100% |
| Stromnetz | 230V/50Hz |
| Telefonvorwahl | +39 |
| TLD | .va |
| Zeitzone | UTC +1 |
? Hintergrund
Mit der Fläche von 44 ha ist die Vatikanstadt der kleinste Staat der Welt. Der Name Vatikan leitet sich ab von dem Wort Vaticano, es bezeichnet einen 75 m hohen Hügel außerhalb der historischen Altstadt von Rom. An seiner Südseite befand sich ein Circus, in dem der Apostel Petrus als Märtyrer starb. Er wurde in der benachbarten Vatikanischen Nekropole begraben. Über seinem Grabmal ließ Kaiser Konstantin eine fünfschiffige Basilika errichten, die im Jahr 326 eingeweiht wurde, und die sich zu einem bedeutenden Wallfahrtsort entwickelte. Jedoch kamen nicht alle Besucher der Kirche in friedlicher Absicht: Nach einem Angriff der Sarazenen auf die heiligen Stätten von Rom im Jahr 846 ließ Papst Leo IV. den Vatikanhügel durch die leoninische Mauer schützen. Diese umfasste nicht nur den damaligen Petersdom, sondern auch den Bereich der Leostadt mit den Herbergen für Pilger. Dieser wurde daraufhin von den Pilgern als Burg angesehen, er entspricht in etwa dem römischen Rione Borgo und Prati. Sitz des Papstes und der Kurie war damals noch der Lateran, die Päpste wohnten erst nach Beendigung des Avignonesischen Exils im 14. Jahrhundert im Vatikan.
In der Renaissance gestalteten die Päpste ihr Machtzentrum auf dem Vatikanhügel völlig neu. Die Sixtinische Kapelle entstand zwischen 1475 und 1483. Im Jahr 1506 wurde der Grundstein für einen neuen Petersdom gelegt, er wurde 1626 eingeweiht. Der Petersplatz wurde 1667 fertiggestellt.
Mit der Einnahme Roms im Zuge des nationalen Einigungsprozesses Italiens wurde der ursprüngliche, sich über weite Teile Mittelitaliens erstreckende Kirchenstaat im Jahr 1870 zerschlagen. Dadurch kam es zu der Situation, dass der Heilige Stuhl zwar über Nuntiaturen (Botschaften) und Diplomaten verfügte, nicht aber über ein Staatsgebiet. Diese Römische Frage belastete fast 6 Jahrzehnte die Beziehung zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl. Dies änderte sich erst, als am 11. Februar 1929 die Lateranverträge geschlossen wurden, unterzeichnet im San Giovanni in Laterano. Damit wurde das Staatsgebiet des Vatikanstaates festgeschrieben und die Beziehungen der beiden Staaten untereinander geregelt. Der Versöhnungsvertrag wurde 1984 nochmals überarbeitet.
Damit wurde der Vatikanstaat zu einem souveränen Staat. Sein Staatsoberhaupt ist der auf Lebzeiten gewählte Papst, er wird gewählt von Kardinälen, die großteils nicht die Staatsbürgerschaft dieses Landes haben. Völkerrechtlich vertreten wird er durch den "Heiligen Stuhl", seine Botschaften werden als "Apostolische Nuntiaturen" bezeichnet. Durch die Lateranverträge genießen auch die in der Stadt Rom liegenden Papstbasiliken St. Paul vor den Mauern, Santa Maria Maggiore und San Giovanni in Laterano exterritoriale Rechte, das gilt auch für etwa ein halbes Dutzend Palazzi in und um Rom, die im Besitz des "Heiligen Stuhls" sind, so die Sommerresidenz und die Sternwarte in Castel Gandolfo. Aber auch ein Teil der Audienzhalle des Vatikans liegt bereits auf italienischem Boden, ebenso der Campo Santo Teutonico.
Der Papst hat absolutistische Gewalt, er übt die volle gesetzgebende und richterliche Gewalt aus. Mit einer Kommission von Kardinälen, die der Papst selbst jeweils für fünf Jahre ernennt, übt er die legislative und exekutive Gewalt aus. Zugleich ist der Papst Bischof von Rom, der Bischofssitz ist San Giovanni in Laterano. Für die Sicherheit des Papstes und des Staates sorgt seit 1506 traditionell das Corps der Schweizer Garde. Die Garde rekrutiert sich aus jungen ledigen katholischen Schweizern, die für begrenzte Zeit im Vatikan dienen.
✈️ Anreise und Mobilität
Der Heilige Stuhl besitzt die identischen Einreise- sowie Zollvorschriften wie Italien. Die Einreise auf dem Luft- oder Bahnweg ist für den normalen Touristen nicht möglich. Anreisewege zum Vatikan führen über Rom oder per Schiff bis Ostia mit anschließender Weiterfahrt nach Rom. Der Vatikan ist kein Mitglied der Europäischen Union sowie des Schengener Abkommens, jedoch bestanden bereits zuvor keine Grenzkontrollen zu Italien, weswegen das Überschreiten der Grenze in der Regel ohne Kontrollen erfolgt. Der Vatikan ist neben Andorra, Monaco und San Marino eines von vier Ländern, welche den Euro als offizielle Landeswährung besitzen, ohne Mitglied der EU zu sein.
Öffentliche Verkehrsmittel
- Metro: Linie A (Station Ottavio / San Pietro, Metro Cipro)
- Tram: Linie 19 (Piazza Risorgimento)
- Bahn: Linien FR3, FR5 (Bahnhof Roma San Pietro)
- Bus: Linie 40 (Haltestelle Piazza Pia bei der Engelsburg), Linie 23 (Haltestelle Via Leone IV bei den Vatikanischen Museen)
Mobilität vor Ort
Die für Touristen zugänglichen Bereiche des Vatikans sind ausschließlich zu Fuß zu erreichen. Bürger und Angestellte des Vatikans haben die Möglichkeit mit Kraftfahrzeugen in den Vatikan einzureisen.
Für mobilitätseingeschränkte Menschen gibt es zahlreiche Ausnahmeregelungen beim Eingang in die Vatikanischen Museen: Sie haben beim Eintritt Vorrang und müssen sich nicht in den Warteschlangen anstellen, sondern melden sich am Sonderschalter "Permessi Speciali". Ab einer nachweisbaren Schwerbehinderung von 75 % haben sie zudem inkl. einer Begleitperson freien Eintritt in die Museen. Rollstühle können nach Voranmeldung unter accoglienza.musei@scv.va ausgeliehen werden. Blindenhunde dürfen mit Maulkorb im Vatikan mitgeführt werden. Der Zugang zu den Vatikanischen Gärten ist mit Rollstuhl nicht möglich.
Im Vatikan befindet sich der Bahnhof Vatikanstadt, der einzige Bahnhof im Vatikanischen Staatsgebiet. Dieser wird durch Sonderfahrten angefahren, zusätzlich fährt jeden Samstag Vormittag ein Zug vom Bahnhof aus nach Rom.
⛪ Sehenswürdigkeiten
Petersdom
Die Basilika St. Peter ist 211,5 m lang, 138 m breit und ihre Kuppel erreicht eine Höhe von 136,5 m, sie fasst rund 20.000 Gläubige. Die Kirche steht über dem Grab des Apostels Petrus und ist das Zentrum der römisch-katholischen Kirche, sie ist Papstbasilika, allerdings nicht Sitz des Bischofs von Rom.
Mit dem Bau des Petersdoms wurde 1506 unter Papst Julius II. begonnen. Einer der Bauleiter des Doms war Michelangelo, von dem der Entwurf der Kuppel stammt. Fertiggestellt wurde der Bau 1626 unter der Bauleitung von Bernini. Geöffnet ist die Basilika täglich von 7.00 Uhr - 19.00 Uhr, im Winter bis 18.00 Uhr. Bei Gottesdiensten kann sie für Touristen geschlossen sein. Der Eintritt ist frei. Eine Sicherheitskontrolle findet auf der rechten Seite des Petersplatzes am Ende der Kolonnaden statt.
- Pieta von Michelangelo: Gleich beim Eingang steht sie in einer Seitenkapelle unter Panzerglas geschützt.
- Hauptaltar: Errichtet über dem Grab des Apostels Petrus und dem Papst vorbehalten. Darüber befindet sich ein rund 20 m hoher Baldachin.
- Bronzefigur des Apostels Petrus: Eine fast schwarze Figur aus der Vorgängerkirche steht an der rechten Seite.
- Vatikanische Grotten: Unterhalb der Basilika mit den Gräbern mehrerer Päpste. Zugang beim vorderen rechten Pfeiler der Kuppel.
- Schatzkammer: Zugang auf der linken Seite neben der Sakristei. Eintrittspflichtig.
Kuppel des Petersdoms
Der wohl schönste Aussichtspunkt von ganz Rom befindet sich auf der Kuppel des Petersdoms. Der Entwurf stammt von Michelangelo, fertiggestellt wurde sie 1593. Mit einer Höhe von 136,5 m und einem Durchmesser von 42,3 m ist sie das größte freitragende Ziegelbauwerk der Welt. Eintritt zur Kuppel: ohne Lift (551 Stufen) 5 €, mit Lift (nur noch 320 Stufen) 7 €. Zugang täglich ab 8.00 Uhr (im Sommer bis 17.00 Uhr, von Okt. bis März bis 16.00 Uhr). Der Lift führt bis zur Dachterrasse. Von der Kuppel aus hat man eine grandiose Aussicht über die Ewige Stadt.
Petersplatz
Auf dem Petersplatz vor dem Eingang des Doms versammeln sich regelmäßig zehntausende von Gläubigen, um den Segen des Papstes zu empfangen. Der Platz wurde 1656 - 1667 von Bernini in zwei Teilen gestaltet (Piazza retta und Piazza obliqua). Er ist gesäumt von 17 m breiten überdachten Säulengängen mit je 4 Säulen (Kolonnaden), auf deren Brüstungen 144 überlebensgroße Heiligenstatuen stehen. In der Mitte steht ein 25 m hoher Obelisk. Auf der linken Seite findet man eine Tourist-Information, eine Erste-Hilfe-Station, Toilette, Post und Bank.
Vatikanische Museen
Die Kunstsammlungen des Vatikan zählen zu den bedeutendsten der Welt, sie werden jährlich von mehr als 4 Millionen Menschen besucht. Öffnungszeiten: Mo - Sa 9.00 Uhr - 18.00 Uhr (Einlass bis 16.00 Uhr), letzter So im Monat 9.00 Uhr - 14.00 Uhr (Einlass bis 12.00 Uhr), sonst So und feiertags geschlossen. Eintritt Erw. 16 €, ermäßigt 8 €. Fotografieren ohne Blitzlicht und ohne Stativ ist gestattet, nur nicht in der Sixtinischen Kapelle.
- Sixtinische Kapelle: Erbaut 1475 - 1483. Bekannt für die Fresken von Michelangelo (Das Jüngste Gericht, Erschaffung Adams) sowie von Botticelli, Perugino und Signorelli. Sie ist seit 1878 der Ort des Konklave.
- Stanzen des Raffael: Vier Räume im Vatikanspalast, die im Auftrag von Papst Julius II. von Raffael ausgemalt wurden.
- Weitere Abteilungen: Gregorianisch-Ägyptisches Museum, Gregorianisch-Etruskisches Museum, Museum der Klassischen Antike, Vatikanische Pinakothek, Historisches Museum des Vatikans (im Lateranpalast).
Vatikanische Gärten
Die Vatikanischen Gärten bilden mit etwa 200.000 m² Grundfläche fast die Hälfte des Vatikanstaates. Sie bestehen unter anderem aus verschiedenen Landschaftsgärten, Barockgärten und Waldflächen. In den Gärten befindet sich auch der Heliport des Vatikans. Teile der Gärten sind nach Voranmeldung im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Sonstiges
- Vatikan-Bahnhof: Seit 1933 in den Vatikanischen Gärten, beherbergt einen Shop und ein Museum für Münzen und Briefmarken.
- Vatikanische Audienzhalle: Erbaut 1971, fasst ca. 12.000 Besucher. Ein Teil steht auf italienischem Boden (extraterritorial).
- Campo Santo Teutonico: Ein exterritoriales Gebiet, zugänglich vom Inneren der Vatikanstadt (Tor südlich des Petersdoms). Es ist ein historischer Friedhof.
- Passetto di Borgo: Eine 800 m lange Verbindungsmauer zwischen dem Vatikan und der Engelsburg.
- Petrusgrab und Nekropole: Nur Besichtigung mit Führung, Voranmeldung beim Ufficio Scavi.
- Kloster Mater Ecclesiae: Kloster in den Vatikanischen Gärten, das zeitweise die Residenz von Papst em. Benedikt XVI. war.
?️ Sprache und Aktivitäten
Sprache
Amtssprachen sind Italienisch und Latein. Da der Vatikan ein wichtiges Pilger- und Touristenziel ist, sind Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und andere Sprachen geläufig. Es empfiehlt sich, einen Schweizergardisten zu fragen, da die meisten aus der deutschsprachigen Schweiz stammen und auch oft Englisch sprechen können.
Aktivitäten
- Generalaudienz beim Papst: Findet in der Regel am Mittwoch statt (Petersplatz oder Audienzhalle). Karten müssen vorab beantragt werden.
- Angelus-Gebet: An Sonntagen um 12.00 Uhr mittags versammeln sich zahlreiche Pilger auf dem Petersplatz, um den Segen des Papstes zu empfangen.
?️ Praktische Hinweise
Einkaufen
Souvenirs, Postkarten und Bücher sind im Postamt, im Souvenirladen auf dem Dach der Peterskirche und im Museumsshop der vatikanischen Museen erhältlich.
Küche
Die Vatikanischen Museen besitzen ein Restaurant/Cafeteria, eine Bar und eine Pizzeria. Auf der Dachterrasse der Peterskirche gibt es ein kleines Café mit günstigem Kaffee, Getränken und Snacks sowie einem herrlichen Blick.
Unterkunft
Das einzige Hotel innerhalb der Mauern des Vatikans ist die Residenza Paolo VI ****. Das Gästehaus Domus Sanct Marthae steht primär offiziellen Gästen und Kardinälen während des Konklaves zur Verfügung. Für Touristen gibt es ansonsten keine Übernachtungsmöglichkeiten im Vatikanstaat.
Arbeiten
Der Vatikan ist ein großer Arbeitgeber für Angestellte in der Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Gärtner und Journalisten. Gute Beziehungen sind entscheidend für eine Anstellung. Eine Ausnahme ist die Schweizer Garde, für die nur ledige katholische Schweizer rekrutiert werden.
Feiertage
Neben allen Sonntagen und den gebotenen katholischen Feiertagen sind weitere Tage arbeitsfrei, darunter der Unabhängigkeitstag (11. Februar) und der 1. Mai. Die Vatikanischen Museen sind an den Sonntagen (mit Ausnahmen) sowie an fünfzehn weiteren Feiertagen geschlossen. Es empfiehlt sich eine gute Planung.
Wichtige Feiertage
- 1. Januar: Hochfest der Gottesmutter Maria
- 6. Januar: Erscheinung des Herrn (Epiphanie)
- 11. Februar: Unabhängigkeitstag
- 13. März: Tag der Papstwahl
- 19. März: Hl. Joseph
- Ostern und die folgenden Tage (bewegliche Feiertage)
- 23. April: Namenstag des Papstes
- 1. Mai: Fest des Hl. Josefs des Arbeiters
- Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam (bewegliche Feiertage)
- 29. Juni: Hl. Apostel Petrus und Paulus
- 14./15./16. August: Mariä Himmelfahrt und umliegende Tage
- 1. November: Allerheiligen
- 2. November: Allerseelen
- 8. Dezember: Mariä Empfängnis
- 24. - 27. Dezember: Weihnachtstage
- 31. Dezember: Hl. Silvester I.
? Sicherheit und Respekt
Sicherheit
Für die Sicherheit des Papstes und des Staates sorgt die Schweizer Garde (seit 1506) und das vatikanische Gendarmeriekorps, das mit der italienischen Staatspolizei zusammenarbeitet. Im Sommer sind Sonnenschutz und Getränke wegen der Wartezeiten ratsam. Die europäische Krankenversicherungskarte gilt nicht.
Respekt (Kleiderordnung)
Für das Betreten der Peterskirche wird **angemessene Kleidung** erwartet: kniefreie Kleidung (Shorts, kurze Röcke) und ärmellose Tops sind bei Männern und Frauen unerwünscht. Die Schultern sollten bedeckt sein. Männer sollten Hüte oder Basecaps abnehmen, bevor sie ein Gotteshaus betreten.
Öffentliche Audienzen des Papstes sind keine touristische Attraktion, sondern eine religiöse Veranstaltung; dementsprechend sollte man den Menschen mit Achtung und Respekt begegnen.
? Literatur und Weblinks
Literatur: Gebrauchsanweisung für den Vatikan von Rainer Stephan (ISBN: 978-3492275491)
Wichtige Weblinks: Heiliger Stuhl, Weltkirche, Vatikanische Museen
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Vatikan aus der Wikivoyage.